Anlass für den Entwurf des Stuhles war der fließfähige Kunststoff Ultradur® High Speed von BASF. Der Stuhl wurde als Monoblock konzipiert, um im Spritzguss das Werkzeug zu füllen und durch das netzartige, filigrane Gewebe mit der tragenden Rahmenkonstruktion die netzartige Sitz- und Rückenfläche frei schwingend zu gestalten. Der äußere Rahmen ist stabil und lässt in fließenden Übergängen dem Netzgewebe genügend Spielraum. Das Material lässt auch einen Einsatz im Außenbereich zu, der Stuhl ist bis zu acht Stühlen stapelbar und wird in verschiedenen Farben angeboten: schwarz, weißgrau, verkehrsrot, reinorange, grau, gelbgrün, aubergine, hellblau. Schon nach kurzer Zeit fand MYTO Eingang in die Dauersammlung des MoMA, New York.1
Konstantin Grcic Industrial Design wurde 1991 gegründet. KGID ist in vielen Bereichen des Designs tätig, vom Möbeldesign bis hin zu Architekturprojekten. Konstantin Grcic entwirft industrielle Produkte, die oft als essentiell, schlicht, minimalistisch beschrieben werden. Er selbst bevorzugt den Begriff der Einfachheit. Die auf den Menschen zugeschnittene Definition von Funktion wird mit einer Mischung aus formaler Strenge, intellektuellem Scharfsinn und einer gewissen Ironie erreicht. Der Dialog mit der Industrie, die Auseinandersetzung mit der Herstellung und der Funktion von Objekten sind Quelle seiner Kreativität. Neue Technologien und ökologische Kompatibilität spielen bei seinen Entwürfen ebenso eine Rolle wie designhistorische Bezüge.2
BASF-WORKSHOP
Das Projekt MYTO geht auf den Spätsommer 2006 zurück, als die BASF vier namhafte Designer, darunter den international renommierten Konstantin Grcic, zu einem gemeinsamen Workshop nach Ludwigshafen einlud, um ihnen das kreative Potenzial der „Ultras“, der technischen Kunststoffe der BASF, näherzubringen. Innerhalb der folgenden Monate entstand gemeinsam mit Konstantin Grcic (KGID) die Idee, die besonderen Eigenschaften des Kunststoffs Ultradur® High Speed in einem industriell gefertigten Design-Produkt zu verwirklichen. Eine Sitzgelegenheit, ein Freischwinger – darin war man sich schnell einig – ist die größte Herausforderung für ein Möbelstück aus Kunststoff, nicht nur in der Herstellung, sondern auch im Entwurf. Bereits sehr früh in der Entwicklung wurde der italienische Möbelhersteller PLANK in das Projekt eingebunden, der sowohl für die Fertigung des Serienteils als auch für den Vertrieb des Stuhles zuständig ist. Schnelligkeit, Teamgeist und die optimale Verbindung zwischen dem Kunststoff und der Idee des Freischwingers bereiteten dem ambitionierten Projekt den Weg. Das Vorhaben konnte durch den konstruktiven Dialog der Beteiligten in einer Rekordentwicklungszeit von nur knapp mehr als einem Jahr abgeschlossen werden.
„Diese Effizienz ist ein Novum. Projekte innerhalb so kurzer Zeit im Spezialistenverbund umzusetzen, ist im Design zukunftsweisend“, meint Grcic. Die BASF als Initiator war mit ihrem Know-how über das neuartige Material während des gesamten Prozesses die treibende Kraft: So entstanden nach kurzer Zeit die ersten Stuhlentwürfe, bei denen sowohl die technischen als auch die ästhetischen Eigenschaften des Werkstoffs optimal ausgenutzt wurden. Es folgten erste Drahtmodelle, dann Styropormodelle, die den Sitzkomfort demonstrieren, sowie mehrere CAD-Modelle und Entwicklungsschleifen zur Festigkeitsberechung und Formteilgestaltung. Im Mai 2007 entschieden sich die Partner für das endgültige Design und starteten den Werkzeugbau.3
MYTO in Full Swing
„[…] Wie kein anderer Stuhl hat der Freischwinger Design und Moderne geprägt. Trotzdem haben Gestalter dieser Produktgattung zuletzt kaum noch Beachtung geschenkt. Mit dem Freischwinger Myto kehrt nicht nur diese Typologie in unseren Alltag zurück, sondern auch ein sehr beschwingtes Sitzgefühl.
Konstantin Grcic verspürte „fast so etwas wie Leichtsinn“ nachdem er BASF im Rahmen eines Ideenaustauschs einen Freischwinger vorgeschlagen hatte. „Da war plötzlich dieser Freiraum.“ Klar, dass Grcic alles möglich erschien. Insbesondere an Kunststoff-Freischwingern, die als Monoblocks im Spritzguss gefertigt wurden, hatten sich in der Post- Panton-Ära niemand mehr gewagt. Die Materie galt als schwierig. Nicht nur, weil man sich mit einer Stilikone messen musste, auch die Haltbarkeit der Kunststoffe war lange Zeit ein Problem. Erst neue Werkstoffe wie Ultradur®, das PBT (Polybutylenterephtalat) der BASF verbanden große Festigkeit mit jener hohen Fließfähigkeit, die man benötigt, um fein modellierte Querschnitte zu realisieren. Grcics Stuhl läutet nun eine neue Ära ein, jenseits der ausgetretenen Pfade des Retro-Designs. Endlich geht es wieder um formale und technische Innovationen, um neue Materialien. Anstöße wie sie auch schon die „Bauhäusler“ in ihren Entwürfen verarbeiteten. Auch sie ließen sich durch damals neue Technologien inspirieren, die sie in Automobilen, Flugzeugen und Fahrrädern umgesetzt fanden. In dieser Tradition steht nun auch der von der Südtiroler Firma Plank gefertigte Stuhl Myto. Ein würdiger Vertreter seiner Gattung. Der Kunststoff-Stuhl legt seine konstruktiven Details offen, nutzt die Möglichkeiten des neuen Materials bis an die Grenzen aus und bietet mit seiner technisch-nüchternen Formensprache auch formal jede Menge neuer Ansätze. Vielleicht wird er einen neuen Kunststoffboom auslösen. Wer weiß. Eines hat er aber schon geleistet: Er hat uns dieses beschwingte Wippen wieder beschert, das Sitzgefühl der Moderne.“ 4
PLANK
Plank ist ein traditionsreiches Unternehmen und hat seinen Ursprung im Jahre 1893. Technologie und Funktionalität vereint durch das Design war jeher das Ziel der Bestrebungen. Unter diesem Leitmotiv ist die Kollektion gewachsen und mit ihm wird heute der Name Plank unverkennbar in Verbindung gebracht. Die Kollektion unterscheidet sich in verschiedenste Produkt-Typologien: Stühle, Sessel, Lounge Sessel, Tischsysteme, Barhocker. Die Produkte von Plank wurden mehrfach ausgezeichnet und stehen in weltweit renommierten Museumskollektionen. Plank arbeitet mit namhaften Designern. Gemeinsam mit Konstantin Grcic brachte Plank den Barhocker Miura (2005) auf den Markt, der kürzlich in die Sammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen wurde.5
BASF
BASF ist das führende Chemie-Unternehmen der Welt: The Chemical Company. Als zuverlässiger Partner hilft die BASF ihren Kunden in nahezu allen Branchen, erfolgreicher zu sein. Mit hochwertigen Produkten und intelligenten Lösungen trägt die BASF dazu bei, Antworten auf globale Herausforderungen wie Klimaschutz, Energieeffizienz, Ernährung und Mobilität zu finden. 6