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Kampf dem Ornament

Looshaus am Michaelerplatz in Wien
Thomas Ledl, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Deutscher Werkbund

Das von Vertretern des Jugendstils zur Förderung des internationalen Wettbewerbs vorgetragene Gestaltungscredo fordert Kritik heraus. Gegen die Dominanz des Dekorativen wenden sich Architekten und Gestalter, die sich vor allem einer sachlich funktionalen Formgebung, die sich auf den Nutzungszweck bezieht, verschrieben hatten. Ihr prominentester und radikalster Vertreter ist Adolf Loos (geb. 1870 in Brünn, ges.1933 in Wien), der, beeinflusst vom amerikanischen Architekten Louis H. Sullivan („form follows function“), mit provokativen Argumenten unter dem Schlagwort „Ornament und Verbrechen“ (1908) gegen jeden “überflüssigen Zierrat” polemisiert.

Seines Erachtens stünden die meist nur dekorativ aufgetragenen Elemente klaren, schön geformten Gebrauchsgütern oder Architekturen nur im Wege. Für ihn resultiert die Ästhetik eines Gegenstandes wesentlich aus den gegebenen, sichtbaren Materialien und funktionalen Ansprüchen an den Gebrauch. Alle zusätzlichen, also überflüssigen Attribute stellen für ihn folglich nichts anderes dar als eine Verschwendung von Ressourcen. Die puristische Auffassung Loos´wendet sich nicht nur gegen das immer noch beliebte historistische Dekor, sie erweist sich auch als strikte Gegnerschaft zum ornamentreichen Jugendstil. Von den kompromissbereiten, eher harmonistisch angelegten Grundsätzen des Werkbundes distanziert sich Loos ebenfalls debattenreich, weil sie ihm, wie die Quellen zeigen, nicht radikal genug erscheinen.

Dem 1907 in München gegründeten Deutschen Werkbund ging es weder um eine romantische Rückkehr zum traditionellen Handwerk noch um einen eigenen Industriestil. Vielmehr wollte er Deutschlands wirtschaftliche Stellung in Konkurrenz zu anderen Industrienationen verbessern. Er „setzte sich zum Ziel, die gewerbliche Arbeit im »Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk« zu »veredeln«, um für alle Bereiche der modernen Welt Qualitätsprodukte zu schaffen. Eine große Werkbundausstellung 1914 in Köln spiegelt diesen Anspruch, man wollte zeigen, dass man nicht nur in militärischer oder wirtschaftlicher Hinsicht die Ansprüche einer Weltmacht vertritt. Vielleicht hatten sich die Initiatoren übernommen, denn die Kritik monierte vor allem das “Sammelsurium sich widersprechender Stile”. Der danach ausgefochtene »Werkbundstreit« (siehe die “Gegen-Leitsätze” in den Quellen) zeigt die Auseinandersetzung zwischen den sogenannten »Individualisten«, die uneingeschränkt die künstlerische Freiheit bewahren wollen, und den Verfechtern einer industrieorientierten Gestaltung, die das Prinzip der »Typisierung« bevorzugen. Diese programmatische Initiative von Künstlern und Industriellen errang schnell sowohl nationale wie auch internationale Bedeutung und veränderte für jedermann sichtbar Bauten und Produkte – »Vom Sofakissen bis zum Städtebau« – im Sinne werk- und materialgerechter, zweckmäßiger und qualitätvoller Gestaltung. Dem Werkbund gehörten einige der berühmtesten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts an, darunter Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Hans Poelzig, Peter Behrens oder Egon Eiermann. Bis heute wirkt der Deutsche Werkbund als kritische Instanz für alle Fragen der Produkt-, Lebens- und Umweltgestaltung.“ (Zitate von 2007, siehe: http://www.deutscher-werkbund.de/der_werkbund.html [2])

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