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Was bedeutet »preiswert und gut«?

Die vorgenannten Diareihen verdanken ihr Entstehen einer Ausstellung des Werkbundes Bayern, die im Münchner Stadtmuseum durchgeführt wurde. Man zeigte dort Dinge des Alltags, die aus breiten Sortimenten von Massenbedarfsläden stammten und aus denen überwiegend der Bedarf der Bevölkerung gedeckt wird. Die Dinge produziert man auch noch heute, und zwar in Serien, oft in Auflagen von Millionen, und sie werden neben zahllosen anderen Artikeln verwandter Funktion in Stapeln, Anhäufungen und Massen angeboten. Die Produkte sind überwiegend anonym, zumeist nicht an den Namen eines Entwerfers gebunden. Der Sinn, diese Objekte in einem Museum auszustellen und auch in diesen Diareihen zu zeigen, kann nur aus den Begriffen „preiswert“ und „gut“ abgeleitet werden, wobei die Aussage „preiswert“ den sozialen Faktor signalisiert, der erst in der Relation zur Produktleistung, die durch den Begriff „gut“ gekennzeichnet wird, seinen vollen Wert erhält. „Gut“ bezeichnet bei diesen Objekten aber nicht allein die gute Funktion, ein für den Preis angemessenes Material oder eine entsprechende Technik, sondern auch eine gute Form. Damit ist eine der Aufgabe entsprechende, selbstverständlich erscheinende, in sich ausgewogene Form zu verstehen, mit der man längere Zeit umgehen mag, die nicht von der Mode oder von Repräsentation bestimmt ist. Da es sich um Objekte handelt, die täglich im Haushalt Verwendung finden, die uns also sehr nahe sind, ist dieser Gesichtspunkt bei der Auswahl von Gebrauchsdingen nicht zu unterschätzen. Er ist ebenso wie „preiswert“ ein sozialer Faktor.
Leider besitzen die im Durchschnitt angebotenen Dinge nicht diesen Charakter. Die wirklich guten müssen mühsam gesucht werden, sind verdeckt durch die Masse von Misslungenem. Es ist deshalb das Ziel dieser Diareihen, demjenigen, der Dinge erwerben möchte, die ihm trotz niederen Preises längere Zeit Freude bereiten, zu helfen. Dahinter verbirgt sich eine weitere Absicht: Dinge, die aufgrund einer ausgewogenen Form längere Zeit benutzt werden können, die nicht mit dem Wechsel der Mode dem Abfall anheim fallen, tragen dazu bei, unsere natürlichen Reserven, wie Wasser, Energie und Rohstoffe, zu schonen. Sie helfen auch, die Abfallberge zu verkleinern, und sie helfen uns, sinnvoller zu leben.

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